Die Notfallmedizin und damit auch die präklinische Versorgung im Rettungsdienst entwickelt sich rasant, neue Leitlinien kommen heraus, neue Techniken werden etabliert, eine digitale Vernetzung und die Optimierung an der Schnittstelle zur Klinik spielen eine immer wichtigere Rolle. Die Notfallmedizin ist und bleibt für Notärztinnen und Notärzte sowie für das nichtärztliche Fachpersonal ein extrem vielseitiges und anspruchsvolles Fachgebiet.
Seit 2016 findet auf Initiative des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst San.-Rat Dr. Thomas Schlechtriemen zusätzlich zu anderen Fortbildungen jährlich der „Notfalltag Saar“ als ganztägiges Symposium statt. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung und mit wechselnden Partnern aus den Bereichen der saarländischen Kliniken, den Notarztstandorten und der Rettungsdienstschule Saar in jeweils wechselnder Trägerschaft organisiert.
Am 20. September fand die Fortbildung bereits zum zweiten Mal im CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia statt. Hier hatte ein Mitarbeiterteam um den Chefarzt für Anästhesiologie Prof. Dr. Sielenkämper gemeinsam mit dem ZRF Saar ein hochinteressantes und abwechslungsreiches Programm gestaltet. Das Programm bot mit Fachvorträgen und Workshops einen Querschnitt einiger rettungsdienstlichen Heraus¬forderungen und Themenkomplexe. Das Besondere – die Veranstaltung war nicht nur für die ärztliche und nichtärztliche Fortbildungsreihe anerkannt, sondern dank der Unterstützung des CaritasKlinikums und des ZRF Saar komplett kostenfrei für die Teilnehmer.
Der Chefarzt der Anästhesiologie Prof. Dr. Sielenkämper begrüßte als Gastgeber die rund 100 Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung am Samstagmorgen und dankte insbesondere seinem Team für die Planung und Organisation des Tages. Auch im Rettungsdienst sei die perfekt aufeinander abgestimmte Teamarbeit und eine hohe Fachkenntnis die Basis für effektive Notfallmedizin.
Innenminister Reinhold Jost begrüßt die Rettungsdienst‘ler
Der saarländische Innenminister Reinhold Jost betonte in seinem Grußwort die Bedeutung eines gut organisierten Rettungsdienstes auf hohem Niveau. Großen Herausforderungen begegne man am sinnvollsten mit guter Vorbereitung führte er mit Blick auf die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit aus.
Auch der Geschäftsführer des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Timm Mathis wünschte der Veranstaltung ein gutes Gelingen. Er lobte das fachlich und inhaltlich abwechslungsreiche Programm mit einer gelungenen Mischung aus Theorie und Praxis.
Weiterentwicklung im Rettungsdienst
In einem Initialvortrag stellte der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Dr. Schlechtriemen anschließend die technischen und medizinischen Neuerungen im saarländischen Rettungsdienst vor. Er gab einen Überblick über die ersten interessanten Erkenntnisse des Tele-Notarztsystems und deren Entwicklungsperspektiven. Ebenso wurde berichtet, dass die Möglichkeit der bedarfsgerechten Opiatgabe durch Notfallsanitäter zwischenzeitlich landesweit umgesetzt ist. Damit stehen dem nichtärztlichen Fachpersonal heute mehrere Möglichkeiten einer effektiven Schmerztherapie zur Verfügung. Eine weitere Neuerung der zurückliegenden Monate sind die seit rund einem Jahr auf den Notarzteinsatzfahrzeugen eingeführten kompakten Ultraschallgeräte, die im Einsatz mit dem Smartphone als Bildschirm gekoppelt werden. Mit der präklinischen Sonografie steht dem Rettungsdienst somit ein weiterer Baustein zur zielgerichteten Diagnosefindung zur Verfügung.
Interessante Vorträge
Anschließend referierte die Chefärztin der Zentralen Notaufnahme (ZNA) Fr. Dr. Groenewold über das komplexe Handlungsfeld in einer ZNA und deren Bedeutung als zentrale Anlaufstelle für alle notfallmäßig eintreffenden Patienten. Schnelle Diagnosestellung und Optimierung des weiteren klinischen Versorgungsprozesses sowie die optimale Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst stehen im Vordergrund.
Ein weiterer Vortrag von Oberarzt Dr. Cartarius beschäftigte sich mit einem zurückliegenden Busunfall mit mehreren verletzten Kindern. Gerade bei einem Einsatz mit mehreren Verletzten – man spricht auch von einem Massenanfall von Verletzten, abgekürzt MANV – steht der Rettungsdienst vor besonderen Herausforderungen. Der Vortrag stellte eindrucksvoll aus der Perspektive eines Leitenden Notarztes (LNA) dar, wie anspruchsvoll es ist, die anfangs unübersichtliche Lage in eine geordnete Organisation, Registrierung und Patientenverteilung zu überführen.
In einem weiteren Beitrag fasste Dr. Herzog in seinem Beitrag übersichtlich und strukturiert zusammen, welche medizinischen und einsatztaktischen Aspekte bei einer Narkose unter Notfallbedingungen zu beachten und zu berücksichtigen sind.
Spannende und lehrreiche Workshops
Mit einem beeindruckenden räumlichen und personellen Organisationsaufwand wurden den Teilnehmern parallel in Kleingruppen verschiedene Workshops und Praxisstationen angeboten. So konnte in einer Art von Stationstraining im Lord Zentrum für medizinische Simulation an Tierpräparaten die Anlage von Thoraxdrainagen geübt werden. Zusätzlich standen Phantome für die Intubation mit Videolaryngoskopen unter schwierigen Bedingungen und einer speziellen Absaugtechnik, den versierten Umgang mit Perfusoren und der Anlage eines intra-ossären Zugang zur Verfügung.
In einem weiteren Praxis-Workshop wurde der Einsatz eines Tele-Notarztes demonstriert, wofür ein Übungsraum und ein eigens dafür ausgestatteter und vor dem Klinikum platzierter Rettungswagen zur Verfügung standen.
Indikationen, Anwendungsbeispiele und Möglichkeiten moderner maschineller Beatmungsformen mit der rettungsdienstlichen Ausstattung standen im Zentrum eines weiteren Workshops. Mit Unterstützung der Industrie konnten auch innovative Gerätekonzepte in die Übungsabläufe und anschließenden Diskussionen eingebracht werden.
Einen spannenden Aspekt der Entwicklungsmöglichkeiten im Rettungsdienst beleuchteten die Workshops rund um das Thema Ultraschall-Diagnostik -also Sonografie- im Rettungsdienst und deren Relevanz für die therapeutische Entscheidung. Die Zuhörer lernten, warum gerade im Rettungsdienst die Beschränkung auf „Points-of-Care-Ultraschall“ (POCUS) wichtig ist. Mit den gleichen kompakten Ultraschallgeräten, wie sie auch auf den Notarztfahrzeugen eingesetzt werden konnten die Teilnehmer sowohl an einem hochmodernen Simulator, als auch an freiwilligen „echten Patienten“ die Sonografie-Technik einsetzen und erste Erfahrungen sammeln. Auch wurde von den erfahrenen und engagierten Anleitern und Referenten deutlich kommuniziert, wo die Möglichkeiten und Indikationen, aber auch die Grenzen einer Sonografie am Notfallort sind. Gerade für dieses im Rettungsdienst noch verhältnismäßig neue Verfahren ergaben sich so entscheidende Erfahrungen.
Text: Lukas Hoor, Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF)
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