19.06.2018

Lebensqualität – trotz Blasenschwäche

Harndrang und unkontrollierter Urinverlust, umgangssprachlich: Blasenschwäche, ist immer noch ein Tabuthema und doch betrifft es viele.
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Harninkontinenz beeinträchtigt den Alltag vieler Menschen. Etwa 8 Millionen Frauen leiden unter der sogenannten Blasenschwäche. In unserer modernen und offenen Gesellschaft wird es häufig verschwiegen und ist nicht selten ein Tabuthema. Stattdessen leiden die Betroffenen im Stillen und versuchen irgendwie zurechtzukommen. Doch darüber sprechen und sich medizinische Hilfe zu holen lohnt sich, denn Blasenschwäche ist sehr gut behandelbar. Auf großes Interesse stieß die Patientenveranstaltung „Harninkontinenz und Senkung“ der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia.


Die Ursachen und Formen von Harninkontinenz sind vielfältig. Sie reichen von altersbedingten Veränderungen, über Auswirkungen operativer Eingriffe bis hin zur Schwächung der Beckenbodenmuskulatur durch Schwangerschaft und Geburt. Mariam Warmann, Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Leiterin der Urogynäkologischen Sprechstunde, erörterte den Begriff Inkontinenz und was man auf den Weg zur richtigen Behandlung beachten muss ein. „Unwillkürlicher Harnverlust sollte abgeklärt werden. Auch hier gilt vor allem, eine frühe Therapie verspricht die besten Erfolgschancen“, so Warmann. „Eine eingehende Anamnese ist von großer Bedeutung. Die Behandlung muss für unsere Patienten passen. Wir schauen nicht nur nach der Blase, sondern auf den ganzen Mensch“, so die Oberärztin.


Anschaulich und mit zahlreichen Tricks schilderte Urotherapeuthin Ursula Becker Selbsthilfetipps und Maßnahmen im Umgang mit der Inkontinenz im Alltag. „Lassen Sie nicht zu, dass ihre Blase der Chef ist. Der Chef sind Sie“, plädierte Ursula Becker. „Die meisten Inkontinenzformen sind therapierbar, doch die Voraussetzung dafür ist, dass sie darüber reden“. Tipps zum Verhaltenstraining im Alltag, angepasstes Trinkverhalten und der Einsatz von Hilfsmitteln waren nur einige Punkte ihres interessanten Vortrages. Besonders ausführlich ging Ursula Becker auf das Führen eines Miktionsprotokolls ein, dies zur Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes dient und dem Arzt und Therapeuten wichtige Informationen für die Diagnose und Therapie liefert. „Koffein, Kohlensäure und zitrushaltige Getränke sollte man vermeiden“, riet sie den Betroffenen am Ende ihres Vortrages. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit, mit der man die Inkontinenz in den Griff bekommen kann ist die Osteopathie. „Es ist meist nicht nur ein Faktor der nicht stimmt, es ist oft eine Verbindung mehrerer Faktoren die nicht mehr in Ordnung sind, so dass das ganze System nicht mehr kompensiert werden kann“, erklärte Osteopathin Dorith Röseler in einem weiteren Vortrag der Veranstaltung. Sie gab interessante Einblicke in die Techniken der Osteopathie und erklärte Aufbau und Funktionsweise des Beckenbodens. „Der Fokus der Osteopathie liegt darauf, Spannungs- und Funktionsstörungen im Körper aufzuspüren und zu behandeln. Wir versuchen den Körper Input zu geben, damit er sich selber regulieren kann“, so Röseler.


Wenn konservative und alternative Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, stehen im CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia mehrere operative Verfahren zur Verfügung. „Welche Operation für den Patienten die Richtige ist, kann erst nach einer gründlichen Untersuchung entschieden werden“, sagte Muayyad Al-Alime, Leitender Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Es besteht die Möglichkeit mit speziellen Nähten zu raffen. Wir operieren möglichst ohne Fremdkörper“, so Al-Alime und stellte im weiteren Verlauf verschiedene Operationsmöglichkeiten dem Publikum vor. Mit dem Satz: „Übernehmen sie die Kontrolle über ihr Leben und lassen sich nicht ihre Lebensqualität von ihrer Harnblase beeinträchtigen“, appellierte abschließend Muayyad Al-Alime und betonte nochmals, dass eine Operation erst der letzte Schritt in der breiten Behandlungskette sei. Nach einem informativen Abend ermutigte Chefarzt Dr. Mustafa Deryal die Besucher nochmals mit den Worten: „Es gibt zahlreiche Therapiemöglichkeiten und Maßnahmen. Wichtig ist, offen über dieses Thema zu sprechen. Sie sind nicht alleine.“


Text und Foto: Silke Frank

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