21.07.2021

 Jeder Tropfen zählt!

Gerade in den Sommermonaten kommt es bundesweit immer wieder zu deutlichen Versorgungsengpässen bei Blutprodukten. Für viele Notfälle und insbesondere onkologische Erkrankungen gibt es häufig noch keine Alternativen zu Blutprodukten.
Dr. med. Michael Müller, Nanni Schulze
Dr. med. Michael Müller, Nanni Schulze

„Blut und Blutprodukte sind wertvolle Ressourcen, die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen“, sagt Dr. med. Michael Müller, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin und Transfusionsverantwortlicher Arzt im CaritasKlinikum Saarbrücken. „Wir gehen sehr sorgsam damit um, setzen auf Alternativen zum Fremdblut und sind dabei die Versorgung und Sicherheit unserer Patienten mit ‚Patient Blood Management‘ zu optimieren.“


Im CaritasKlinikum Saarbrücken werden jährlich durchschnittlich 14.000 Operationen durchgeführt, kleinere Eingriffe und ambulante Operationen sind da noch nicht mitgezählt. Als Teil des Netzwerks ‚Patient Blood Management‘ (PBM) wird der bewusste und ressourcenschonende Umgang mit Eigen- und Fremdblut gelebt, doch ganz ohne Blutkonserven geht es trotzdem nicht. „Etwa 4000 Blutkonserven fordern wir pro Jahr bei der Blutspendezentrale an“, so Nanni Schulze, Projektleitung Labormanagement. „Gerade im Sommer kommt es aber immer wieder zu Lieferengpässen von Blutprodukten. Um den Überblick zu behalten haben wir für diese Zeiten im CaritasKlinikum eine ‚Versorgungsampel‘ eingeführt.“


Die klinikeigene ‚Versorgungsampel‘ zeigt den Operateuren die tagesaktuelle interne Situation an und gibt Aufschluss, wie viele Blutkonserven der jeweiligen Blutgruppe noch zur Verfügung stehen. Wie bei einer Verkehrsampel gibt es 3 Stufen. Grün signalisiert dem Operationsteam ‚alles okay, es sind ausreichend Blutprodukte vorhanden‘. Bei Gelb ist die Versorgungslage deutlich eingeschränkt, es können nicht genügend Blutprodukte geliefert werden. Das bedeutet, dass planbare Eingriffe gegebenenfalls aufgeschoben werden müssen, weil dringliche Operationen Vorrang haben. Bei Rot ist nur noch die Notfallversorgung möglich.


„Im Moment zeigt unsere Ampel ‚gelb‘. Wir sind in enger Abstimmung mit unseren Operateuren und der Blutspendezentrale“, berichtet Müller. „Erfahrungsgemäß kommt es in den Sommermonaten zu Lieferengpässen, weil weniger Menschen zum Blutspenden gehen. Von Seiten des OP-Teams kam der Vorschlag Kollegen zum Blutspenden zu animieren. Kurzerhand wurde unsere Klinikleitung angeschrieben, die daraufhin die Mitarbeiter zum Blutspenden aufgerufen hat. Alle Mitarbeitenden, die bis Ende August Blut spenden, bekommen sogar eine Zeitgutschrift“, freut sich Müller. „Die ersten Mitarbeitenden waren schon zum Blutspenden und haben vor, das regelmäßig zu wiederholen“, so Müller.


Gerade in Zeiten wie diesen ist das Konzept des PBM umso wichtiger, es steigert die Patientensicherheit durch Stärkung der körpereigenen Blutreserven. Es beruht auf drei wesentlichen Säulen: Bestehende Anämien erkennen und behandeln, Blutverluste während und nach Operationen minimieren sowie die Transfusion von Fremdblut an die Patientenbedürfnisse optimal anzupassen.


„Bei größeren Operationen setzen wir ‚Cell Saver‘ ein um den Blutverlust zu minimieren und die Gabe von Fremdblut zu vermeiden“, erzählt Müller. „Bei der ‚Autotransfusion‘ wird das Patienten-Blut aufgefangen, aufbereitet und wieder zugeführt“, erklärt er weiter. „Auch in der Geburtshilfe kommt dieses Verfahren zum Einsatz, etwa bei Kaiserschnitten von Mehrlingen oder wenn die werdende Mutter eine seltene Blutgruppe hat. Wir schöpfen die Alternativen zum Fremdblut aus. Sollte es sich dennoch als notwendig erweisen nehmen wir so viel wie nötig und so wenig wie möglich.“


Nanni Schulze erklärt die Veränderungen die das Labor vorgenommen hat: „Durch die Umstellung auf neue, kleinere Röhrchen konnte die Menge an Blut bei einer Blutentnahme deutlich reduziert werden und das bei gleichbleibender Qualität.“


Auch die Schulung der ärztlichen Mitarbeitenden hat im CaritasKlinikum einen hohen Stellenwert. „Bei uns wird das Ausbildungscurriculum gelebt und wir investieren sehr viel Zeit in die Ausbildung“, betont Müller. Monatliche Schulungen und Prüfungen für Ärzte zum Thema ‚Transfusionsmedizin‘ stehen auf dem Ausbildungsplan. So wurde vor einiger Zeit gemeinsam mit dem Laborteam der ‚Transfusionsführerschein‘ eingeführt. „Unser Transfusionsführerschein gliedert sich in einen praktischen und in einen theoretischen Teil. Erst nach erfolgreich abgelegter Prüfung dürfen die Ärzte im CaritasKlinikum eigenständig Transfusionen durchführen. Zukünftig wollen wir hier durch eine digitale Schulungsplattform die Wissensvermittlung weiter optimieren“, sagt Müller abschließend.

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