15.08.2022

„Gold-Standard“ für Schlaganfall-Patienten

Stroke Nurses zur besonderen Versorgung von Schlaganfall-Patienten – Stroke Unit im CaritasKlinikum im April erfolgreich re-zertifiziert
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Rund 4000 Menschen erleiden jährlich im Saarland einen Schlaganfall. Es ist somit die häufigste neurologische Erkrankung. In der spezialisierten Schlaganfallstation des CaritasKlinikums Saarbrücken St. Theresia, der sogenannten Stroke Unit, werden Patienten von der akuten Therapie, über die Ursachenabklärung und Sekundärprävention zur Vermeidung von weiteren Schlaganfällen, bis hin zur frühen Rehabilitation und Organisation der weiteren Versorgung begleitet.


Ein wichtiger Baustein sind dabei die Stroke Nurses. „Die ersten Stunden und Tage nach einem akuten Schlaganfall sind die wichtigsten und bedürfen einer besonders intensiven Betreuung unserer Patienten“, erklärt Oliver Hoffmann, stellvertretender Stationsleiter und selbst ausgebildete Stroke Nurse. „Da ist es wichtig, ein entsprechendes Hintergrundwissen zu haben, um Symptome frühzeitig erkennen zu können. Stroke Nurses sind besonders in der Versorgung von Schlaganfall-Patienten weitergebildet. Wir führen nicht nur Arzt-Anordnungen durch, sondern können mit unserem Fachwissen die ärztliche Therapie ergänzen und auch Therapievorschläge machen.“


Stroke Nurses sind zudem ein Bestandteil der Zertifizierung durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft. In der Neurologischen Klinik des CaritasKlinikum gibt es seit 2004 eine zertifizierte Schlaganfallstation, auf der Schlaganfallpatienten rasch diagnostiziert und optimal behandelt werden können. Diese wurde zuletzt im April erfolgreich re-zertifiziert. „Wir freuen uns sehr über diesen Nachweis der höchsten Qualitätsstufe. Das ist eine Bestätigung der guten Arbeit unseres interdisziplinären Teams und ein Beweis für die gute Versorgung von Schlaganfallpatienten in unserem Klinikum“, so Frank Maier, Chefarzt der Klinik für Neurologie. „Unsere Pflegekräfte tragen dazu einen wichtigen Teil bei.“


Alicja Domagala ist Teil des Leitungsteams und fügt hinzu: „Stroke Nurses sind der Gold-Standard in der neurologischen Pflege. Um nach einem Schlaganfall die Funktionstätigkeit des Körpers wiederherzustellen, muss man frühzeitig üben. Wir arbeiten eng mit den Physio- und Ergotherapeuten zusammen, aber wir Pflegekräfte sind meist länger am Bett und dieses Potential gilt es zu nutzen.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Oliver Hoffmann hat sie vor knapp zehn Jahren den berufsbegleitenden Kurs zur Stroke Nurse in Kaiserslautern absolviert. „Ich wollte mehr Sicherheit für mein Handeln haben und finde es grundsätzlich wichtig, sich weiterzubilden“, sagt Domagala. „Ich kann jetzt Notfälle schneller erkennen. Es werden auch Themen behandelt, die nicht nur im Umgang mit Schlaganfall-Patienten relevant sind, zum Beispiel wie man rückenschonender arbeiten kann. Das kommt am Ende nicht nur den Patienten, sondern auch mir persönlich zugute.“ Die 33-Jährige arbeitet bereits seit Abschluss ihrer Pflegeausbildung 2008 im CaritasKlinikum: „Die Neurologie ist für mich ein besonders spannender Bereich, weil sie so vielseitig ist und ein breites Spektrum abbildet.“


Oliver Hoffmann war zwischenzeitlich in Baden-Württemberg und lernte während seiner Tätigkeit in der Inneren Abteilung das Bobath-Konzept kennen. „Bei diesem Ansatz geht es darum, den Patienten schon während der Akutphase bestmöglich zu unterstützen, die Selbständigkeit soweit möglich wiederherzustellen und damit die Lebensqualität zu steigern. Hauptsäulen sind dabei das Anbahnen von Bewegungen und die Hemmung von Spastiken, also erhöhter Muskelspannung. Nach dieser Fortbildung habe ich die Welt mit anderen Augen gesehen.“ Als Hoffmann dann 2003 ins Saarland zurückkam, hörte er bei seinem Bewerbungsgespräch im CaritasKlinikum, dass eine eigene Klinik für Neurologie aufgebaut wird: „Da war mir direkt klar, dass ich das machen möchte.“


Das Hauptaugenmerk in der Patienten-Versorgung liegt auf den ersten 72 Stunden nach dem Schlaganfall. Dabei ist Bewegung ist ein großes Thema. „Viele unserer Patienten sind teilweise gelähmt“, erklärt Oliver Hoffmann. „Das beziehen wir in die Übungen mit ein, beim Essen, beim eigenständigen Sitzen oder bei der Körperpflege. Wir zeigen den Patienten, wie sie ihren Alltag besser bewältigen können.“ Seine Kollegin Alicja Domagala ergänzt: „Um bleibenden Schäden vorzubeugen, ist es wichtig, von der ersten Minute an zu trainieren. Dann ist das Gehirn noch formbar. Je früher man anfängt, desto größer sind die Chancen, das Krankenhaus ohne größere Schäden wieder verlassen zu können.“ Ein weiterer wichtiger Baustein auf der Stroke Unit ist die tägliche interdisziplinäre Teambesprechung: Die verschiedenen Berufsgruppen wie Fachärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden besprechen jeden Patienten hinsichtlich seiner Diagnose, der Symptomatik und neurologischen Ausfällen.


Die Symptome seien zum Teil so speziell, dass sie in der Pflegeausbildung nicht so ausführlich behandelt werden können, berichten die Spezialisten. „Wenn man das richtige Handling nicht kennt, kann man sogar Schäden anrichten“, weiß Oliver Hoffmann aus Erfahrung und gibt ein Beispiel aus der Praxis: „Bei Mobilisation vom Bett in den Stuhl ist zum Beispiel darauf zu achten, dass man bei einem Patienten mit gelähmtem Arm nicht unter diese Schulter greift, da dort keine Muskelspannung vorhanden ist Verletzungen an Sehnen, Bändern oder Weichteilen in diesem Bereich verursacht werden können.“


Neben Oliver Hoffmann und Alicja Domagala haben drei weitere Pflegekräfte die Zusatzweiterbildung absolviert, zwei befinden sich derzeit in der Ausbildung. „Wir haben damit eine besonders hohe Quote im Saarland und können zurecht stolz darauf sein“, sagt Hoffmann. Um die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen, werden monatlich interne Fortbildungen angeboten, um das Gelernte auch an die Kollegen im Pflegteam weiterzugeben.


Belkize Sallahu befindet sich derzeit in der Weiterbildung zur Stroke Nurse. Die 23-Jährige arbeitet seit 2020 in der Neurologischen Klinik des CaritasKlinikums. „Ich wollte mehr wissen über die unterschiedlichen Symptomatiken“, beschreibt sie ihre Motivation zur Weiterbildung. „Ich bin begeistert, wie detailliert ich alles erfahre. Alles was ich lerne, kann ich direkt weitergeben und bekomme auch gutes Feedback von den Patienten. Im Training mit der gelähmten Seite versuche ich ihnen beizubringen, zu spüren, dass die Seite noch da ist. Auch im Austausch mit den Ärzten kann ich die Diagnosen jetzt viel besser nachvollziehen.“

CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia Rheinstraße 2, D-66113 Saarbrücken (0681) 406-0 info@caritasklinikum.de
CaritasKlinikum Saarbrücken St. Josef Dudweiler Klosterstraße 14, D-66125 Saarbrücken-Dudweiler (06897) 799-0 info@caritasklinikum.de

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