11.10.2022

Detektivarbeit am Ohr

Seit 39 Jahren arbeitet Sabine Ramisch in der audiologischen Abteilung der HNO-Klinik am CaritasKlinikum

Ganz oben unterm Dach des CaritasKlinikums – fast ein bisschen versteckt – befindet sich die Audiologie. „Es ist gut, dass wir hier etwas abseits von der Hektik des Klinik-Alltags sind“, sagt Sabine Ramisch. Ruhe wird in der Audiologie gebraucht, denn hier werden sensible Messungen durchgeführt. Von Druckmessungen über Hör-, Sprach- und Schwindel-Tests wird die gesamte Spannbreite abgedeckt.


„Ein großes Thema ist der Tinnitus“, erzählt Sabine Ramisch. „Zunächst müssen wir herausfinden, bei welcher Frequenz das Störgeräusch liegt und wie stark die Höreinschränkung ist. Das Hören ist aber oft auch ein subjektives Empfinden. Zum Beispiel kann der eine Patient über ein unglaublich lautes Störgeräusch klagen, welches wir dann bei 10 Dezibel verorten, während ein anderer sagt, dass er ein leises Summen auf dem Ort hat und dann stellen wir fest, dass es bei 70 Dezibel ist.“ Viele Patienten bekommen dann eine Kortison-Spritze und kommen alle zwei Tage zur Kontrolle, ob das Medikament wirkt.


Eine weitere große Patientengruppe sind Kinder, die zum Beispiel vor einer Polypen-OP kommen. „Oder aber die Eltern haben das Gefühl, dass das Kind schlecht hören kann. Das kann aber oft relativiert werden. Mit Kleinkindern machen wir eine Freifeld-Messung, bei der die Reaktion auf akustische Reize beobachtet wird, weil richtige Hörtest im Kleinkindalter schwierig durchführbar sind.“


Sabine Ramisch ist Medizinisch-technische Assistentin für Funktionsdiagnostik und arbeitet seit 39 Jahren in der Audiologie. Ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten hat sie in einer Arztpraxis für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde gemacht. Sie kennt jedes Gerät und weiß genau, was sie tut. „Manchmal muss man weitergehende Tests durchführen, um sichere Ergebnisse zu erhalten. Wir nehmen uns die Zeit mit den Patienten zu reden, um herausfinden zu können, wegen welcher Problematik sie überwiesen worden sind. Das ist ein bisschen wie Detektivarbeit und wenn man dann eine Ursache gefunden hat, ist es für alle Seiten ein gutes Gefühl.“


Bei der Sprachaudiometrie sollen die Patienten das nachsprechen, was sie hören. Der „Lieblingstest“ von Sabine Ramisch ist der so genannte Feldmann-Test: Auf beiden Ohren werden über den Kopfhörer gleichzeitig verschiedene Wörter abgespielt. „Beide Gehörbahnen werden also getrennt untersucht und es kann festgestellt werden, ob eine zentrale Hörstörung vorliegt“, erklärt die Fachfrau.


„Audiometristen sind die wahren Detektive der Abteilung“, sagt Prof. Dr. Klaus Bumm, Chefarzt der HNO-Klinik. „Denn sie sind diejenigen, die feststellen, ob jemand eine vorhandene Behinderung zu vertuschen versucht oder aber eine nicht existente Schädigung vortäuscht. Das bedarf viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung.“ Um diese Fragestellungen geht es besonders in Gerichtsgutachten, von denen sehr viele in der HNO-Klinik bearbeitet werden. „Die Arbeit unserer Audiometristen ist dabei so erfolgreich, dass inzwischen schon weit überregionale Gutachtenanträge aus anderen Bundesländern an unsere Abteilung gestellt werden“, sagt Chefarzt Bumm.


Auch Patienten mit Schwindel finden sich in der Audiologie bei Sabine Ramisch und ihren Kolleginnen ein. „Wir untersuchen, ob der Schwindel vom Gleichgewichtsorgan im Ohr kommt. Dazu wird der Gehörgang erst mit warmem Wasser gespült und dann mit kaltem Wasser gereizt.“ Ob eine Schädigung im Innenohr oder am Hörnerv liegt, kann man hingegen durch eine BERA, das ist eine komplexe Hirnstrommessung, erkennen – eine objektive Messung, bei der der Patient oder die Patientin nur entspannt liegen muss.


„Der Beruf ist also unglaublich spannend, komplex und abwechslungsreich“, fasst Sabine Ramisch zusammen. „Es geht nicht nur darum, Regler zu verschieben, sondern man muss genau verstehen, was man macht.“


Und was hat sich in den 39 Jahren ihrer Tätigkeit verändert? „Die Technik ist natürlich besser geworden, aber die grundlegenden Methoden sind immer noch die gleichen.“ Und eins hat sich für Sabine Ramisch nicht verändert: „Es macht mir nach all den Jahren immer noch Spaß. Darüber bin ich froh und dankbar und komme jeden Tag gern zur Arbeit.“

 

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