Bei manchen Menschen hat man das Gefühl, sie hätten schon viele Leben gelebt, so viele Geschichten haben sie zu erzählen. Einer dieser Menschen ist Arne Thewes. Krankenpfleger, Soldat, Musiker – in eine Schublade lässt sich der 57-Jährige sicherlich nicht stecken. Seine bewegte Vergangenheit hat ihn zu dem Menschen gemacht, der er ist: Ein Krankenpfleger mit vielen Interessen und noch vielmehr Herz, der seine Stärken seit über 20 Jahren im CaritasKlinikum Saarbrücken einbringt.
Doch der aus Illingen stammende Arne Thewes war nicht immer Pfleger. Ursprünglich Kälte- und Klimatechniker gelernt, diente er 15 Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. „Bonn war damals noch Regierungssitz und als Adjutant war ich quasi so etwas wie die rechte Hand vom General“, erinnert er sich zurück. Die letzten Jahre verbrachte er beim Heeresmusikcorps im Saarland, spielte Schlagzeug und Klavier. „Musik ist meine große Leidenschaft – das habe ich schon als Kind gemacht.“
Irgendwann stellte sich für Arne Thewes die Frage: Was kommt nach der Bundeswehr? Den Anstoß gab ihm aber eine Begegnung mit einem Marine-Soldaten: „Er sagte zu mir, dass die Pflege nichts für ihn sei und ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie dachte ich: Vielleicht ist sie ja was für mich?“ Während eines vierwöchigen Praktikums im Krankenhaus konnte er erste Einblicke in den Pflege-Alltag gewinnen. „Ansonsten wäre ich vermutlich in irgendeiner Amtsstube gelandet – heute für mich unvorstellbar“, sagt Arne Thewes und lacht über das ganze Gesicht. Die Ausbildung absolvierte er im DRK Krankenhaus in Saarlouis und kam vor 22 Jahren ins CaritasKlinikum, wo er viele Jahre in der Klinik für Innere Medizin eingesetzt war.
Also die Corona-Pandemie 2020 die Welt aus den Fugen hob und die Krankenhäuser an die Belastungsgrenze brachte, meldete sich Arne Thewes freiwillig, um in seiner Freizeit eine hausinterne Weiterbildung zum Beatmungsassistenten zu absolvieren. „An den Theorietagen wurden die Grundzüge der Beatmung, Überwachung und speziellen Pflege von intubierten Patienten vermitteln“, erzählt er rückblickend. „Wir wurden ausgebildet, um im Bedarfsfall das Fachpersonal auf den Intensivstationen zu unterstützen.“ Als dieser Fall eintrat, arbeitete Thewes ein Jahr lang auf der Corona-Station des CaritasKlinikums: „Es war ein gutes Gefühl, einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. Zu Beginn und vor der Impfung wussten wir ja noch nicht so viel über die Erkrankung und der tägliche Gang auf die Station glich einer Gefahrenzone. Das hat uns als Team unglaublich zusammengeschweißt.“
Eine besondere Faszination hatte Arne Thewes stets für die Versorgung von Wunden: „Es kommen immer wieder neue, moderne Methoden und Produkte auf den Markt – es ist toll, diese Entwicklung zu beobachten und unseren Patienten immer besser helfen zu können.“ Der Vollblut-Pfleger ist inzwischen auch ausgebildeter Wundmanager und seit Oktober in der Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie eingesetzt. „Jetzt kann ich den Wunden meine volle Aufmerksamkeit widmen. Vom Verbandswechsel bis hin zur umfangreichen Pflege und Versorgung ist das ein breites Spektrum“, sagt er, während er seinen Verbandswagen über den Klinikflur schiebt.
Arne Thewes arbeitet gern mit Menschen zusammen. „Wir haben hier im CaritasKlinikum ein tolles Team und jeder kann sich in seinem Rahmen positiv einbringen. Auch der Umgang der Berufsgruppen untereinander ist immer freundlich und menschlich. Man grüßt sich gegenseitig – so viel Zeit muss sein.“ Am Haus gefällt ihm zudem die Vielseitigkeit: „Wir decken ein extrem breites Spektrum ab – in wie vielen Krankenhäusern gibt es sowas heutzutage noch?“
Allerdings beobachtet Arne Thewes die Entwicklungen im Gesundheitswesen auch kritisch. „Die Pflege leidet unter dem wirtschaftlichen Druck, der durch das Fallpauschalen-basierte Abrechnungssystem und den Bettenabbau hervorgerufen wird. Das ist eigentlich völlig konträr zu unserem Berufsbild, bei dem es um Zuwendung und Menschlichkeit geht.“ Das Verhalten von Pflegepersonal gegenüber Patienten sei aber trotz dem steigenden Druck und Anforderungen positiv geprägt. „Das ist mir sehr wichtig“, betont Thewes. Seine Begeisterung für die Pflege hat Arne Thewes sogar weitervererbt: Eine seiner Töchter ist ausgebildete Krankenschwester – gelernt hat sie natürlich im CaritasKlinikum.
Doch die Arbeit im Krankenhaus ist nicht seine einzige Leidenschaft. Die Liebe zur Musik ist immer ein wichtiger Bestandteil im Leben von Arne Thewes geblieben. Er spielt weiterhin aktiv Saxophon im Bundeswehr-Reservisten-Musikzug des Saarlandes, den er vor 25 Jahren mitgegründet hat. Zudem unterhält er mit einer Tanzband die Gäste bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten. „Die Musik entspannt mich – da reichen manchmal zehn Minuten am Abend aus, um nach einem anstrengenden Tag wieder runter zu kommen.
Über einen Kegelfreund tauchte er vor ein paar Jahren in die Welt der Römer ein. „Es gab da ein Projekt, römische Reiter historisch korrekt darzustellen mit Kampfszenen, originalgetreuen Sätteln und allem Drum und Dran. Und da ich selbst ein Pferd habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Wir arbeiten mit Museen zusammen und sind zweimal im Jahr bei Aktionen in Bliesbruck-Reinheim dabei.“
„Früher habe ich noch mehr gemacht“, sagt Arne Thewes mit einem Blick auf seine vielseitigen Hobbies, „aber inzwischen habe ich mich aufs Wesentliche reduziert. Alles hat seine Zeit und wenn man älter wird, muss man sich seine Kräfte einteilen.“ Wenn man den 57-Jährigen beobachtet, sieht man aber, dass er noch einige Reserven hat und seine Umtriebigkeit wohl nicht so bald ablegen wird.
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