Eigentlich wusste Katharina Schuh schon als Kind, dass sie Hebamme werden möchte. „Ich habe es damals in alle Freundschaftsbücher geschrieben und wenn ich mit meinen Eltern mal in einem Krankenhaus war, mussten sie mit mir immer auf die Kinderstation gehen, weil ich mir so gern die Neugeborenen hinter der Glaswand angeschaut habe“, erinnert sich die heute 36-Jährige zurück und muss dabei lächeln. Trotzdem brauchte es einige Umwege, ein anderes Studium und viele Jahre Berufstätigkeit, bis sich die Saarbrückerin für ein Studium der Hebammenwissenschaften entschied. An der HTW in Saarbrücken gehört sie damit zum ersten Jahrgang nach der Umstellung von einem Ausbildungsberuf.
Nach dem Abitur entschied sich Katharina Schuh zunächst für ein Studium der Sozialwissenschaften, verbrachte einige Zeit im Ausland und kam über ihr politisches und ehrenamtliches Engagement zur hauptamtlichen Flüchtlings- und Integrationsarbeit. „Als in Karlsruhe eine Stelle eingerichtet wurde, um hauptamtlich die Integration zu koordinieren, wusste ich: Das ist meine Stelle. Es war eine sehr spannende, arbeitsintensive Zeit, auf die ich gern zurückblicke. Aber es war auch von Anfang an klar, dass das nichts für ganz langfristig ist.“
Irgendwann wurde es Zeit für eine Veränderung. „In meiner ersten Schwangerschaft 2017 hatte ich zum ersten Mal richtigen Kontakt zu einer Hebamme und es hat mich von Anfang an fasziniert“, erzählt Katharina Schuh. „Ich hatte eine tolle Hebamme – und die Schwangerschaft sowie die Zeit danach waren unglaublich schön und intensiv. Da habe ich gemerkt, dass das all die Jahre in mir geschlummert hat und wollte tiefere Einblicke in das Hebammenwesen bekommen. Die Elternzeit hat auch noch zusätzlich Abstand zum bisherigen Arbeitsleben gebracht.“
Gegen Ende der ersten Elternzeit machte sie ein Praktikum in einem Kreißsaal in Karlsruhe, aber die Rahmenbedingungen waren noch ungünstig und so kehrte sie zunächst in den alten Job zurück. Zwischen dem ersten Gedanken, beruflich nochmal etwas komplett Neues zu wagen und der tatsächlichen Bewerbung um einen Studienplatz lagen also ein paar Jahre. „Mir war aber irgendwann klar, dass ich es vielleicht ein Leben lang bereue, wenn ich es mit dem Studienplatz nicht versuche. Gleichzeitig wusste ich auch: Wenn es klappt, brauchen wir mit zwei relativ kleinen Kindern viel Unterstützung. Zum Glück wollte sich mein Mann beruflich ebenfalls verändern und so sind wir dann zurück ins Saarland gekommen, wo meine Familie lebt.“
Inzwischen sind ihre Kinder 5 und 3 Jahre alt. Im Oktober 2021 gehörte Katharina Schuh zu den ersten Studierenden, die an der Hochschule für Technik und Wirtschaft das Studium der Hebammenwissenschaften aufnahm. „Da unser zweiter Sohn im CaritasKlinikum zur Welt kam und ich auch selbst hier geboren wurde, wollte ich unbedingt hier den praktischen Teil des Studiums absolvieren. Ich habe hier viele gute Erfahrungen gemacht.“
Inzwischen ist Katharina Schuh fest im dualen Studium angekommen. „Das erste Mal im Kreißsaal ‚auf der anderen Seite‘ zu stehen vergisst man nie. Ich bin immer wieder überwältigt von dem Ereignis der Geburt und es ist wirklich toll, was wir in den vergangenen zwei Semestern schon alles gelernt haben.“ Und sie ist beeindruckt, wie groß der medizinische Aspekt ist: „Es ist ein anspruchsvolles Studium, bei dem ein geballtes Wissen dahintersteckt, ein Verständnis für den Körper und seine Zusammenhänge.“ Aber auch Kommunikation ist ein zentraler Aspekt für Katharina Schuh: „Es ist wichtig, sich Zeit für Fragen, Ängste, Erklärungen und Wünsche der Familien zu nehmen. Dazu gehört zum Beispiel auch eine gute Kommunikation mit Vätern. Allein durch unsere Anwesenheit im Kreißsaal können wir schon so viel Sicherheit und Ruhe erreichen. Ich mag auch besonders die Nachtdienste, da ist mehr Ruhe und man kann noch besser auf die Paare eingehen.“
Das Studium ist unterteilt in theoretische Blöcke und Praxis-Einsätze. Die Arbeit im CaritasKlinikum gefällt Katharina Schuh sehr gut: „Wir haben hier ein ganz buntes Team und man kann von dem unterschiedlichen Erfahrungswissen profitieren. Es war auch spannend, noch mit dem letzten Jahrgang der Auszubildenden zusammen zu arbeiten und von den Mädels zu lernen.“
Dass der Hebammenberuf akademisiert wurde und jetzt ein Studium ist, empfindet Katharina Schuh als längst überfälligen Schritt: „Es wertet diesen enorm verantwortungsvollen Beruf hoffentlich auch nach außen etwas auf und führt dann hoffentlich auch zügig zu einer besseren Bezahlung.“
Die Zukunft liegt zwar noch in weiter Ferne, aber Katharina Schuh weiß schon jetzt, dass sie nach Abschluss des Studiums zunächst erstmal im CaritasKlinikum bleiben will, um praktische Erfahrungen in der eigenständigen Geburtsbegleitung zu sammeln. Ihre Entscheidung für einen Beruflichen Neuanfang hat sie bisher keine Sekunde bereut: „Hebammen leisten eine wahnsinnig wichtige, sinnhafte Arbeit und es ist ein Privileg, Familien in dieser Situation zu begleiten. Ich wollte nie das Gefühl haben, nur von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub zu arbeiten, sondern es sollte sich richtig und gut anfühlen. Und das tut es jetzt.“
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