Mit gezielten Übungen das Atmen wieder lernen

Annemarie Gründel steht kurz vor der Entlassung. Elf Tage hat sie im CaritasKlinikum Saarbrücken in der Klinik für Pneumologie verbracht. Durch ihre Lungenfibrose kann der Sauerstoff schlechter in die Blutgefäße gelangen – in der Folge verliert die Lunge ihre Dehnbarkeit und versteift zunehmend. „Ein Teufelskreis“, sagt Physiotherapeut Andreas Schmitt, der gemeinsam mit seinem Kollegen Florian Schindler in der Zeit ihres Klinikaufenthalts intensiv mit Annemarie Gründel trainiert hat. „Die meisten unserer Patienten benötigen Sauerstoff-Geräte und durch die Luftnot atmen sie oberflächlich und schnell. Aber dadurch kommt nur noch weniger Sauerstoff rein. Wir wollen ihnen neue Wege aufzeigen, mit gezielten Atemtrainings wieder tiefer Luft holen zu können, aber auch die gesamte Muskulatur zu stärken.“

Annemarie Gründel hat Probleme beim Ausatmen. Die Luft kann nicht richtig aus der Lunge entweichen. „Wir können diesen Prozess mit verschiedenen Behandlungsmethoden unterstützen, zum Beispiel den Brustkorb beim Ausatmen sanft zusammendrücken“, erklärt Andreas Schmitt. Inzwischen geht es Annemarie Gründel schon viel besser. „Ich bin dankbar für die Unterstützung, das hat mir sehr geholfen“, sagt sie mit einem Lächeln in Richtung der beiden Physiotherapeuten.

„Für mich ist es immer wieder ein gutes Gefühl, wenn wir helfen können“, sagt Florian Schindler. Das Medizinische wurde dem gebürtigen Berliner bereits in die Wiege gelegt. „Meine Mutter war Krankenschwester und mein Vater in der Endoskopie tätig. Ich wusste immer schon, dass ich etwas machen will um Menschen zu helfen.“ In seiner achtjährigen Zeit bei der Bundeswehr machte er eine Ausbildung zum Masseur und kam dann zur Physiotherapie nach Pirmasens. Seit 1996 lebt Schindler im Saarland. „Ich fühle mich sehr wohl hier, es ist inzwischen meine zweite Heimat und ich möchte nicht mehr weg“, sagt der 47-Jährige mit Überzeugung.

Der Physiotherapeut hat vor seiner Tätigkeit im CaritasKlinikum in verschiedenen Praxen und einer Reha-Klinik gearbeitet. „Das ist aber leider immer so eng getaktet und manchmal merkt man, dass man vielleicht noch mehr Zeit brauchen würde – aber dann kommt schon der nächste. Das war sehr frustrierend. Im Krankenhaus kann ich mich noch mehr auf den einzelnen Patienten einstellen und dadurch hoffentlich bessere Therapieerfolge erzielen. Und man hat es mit verschiedenen Krankheitsbildern zu tun, das finde ich persönlich besonders spannend. Man muss den Körper als Ganzes betrachten, um ganzheitlich therapieren zu können.“

Aus diesem Grund haben sich Florian Schindler und sein Kollege Andreas Schmitt mit zahlreiche Zusatzqualifikationen breit aufgestellt – darunter auch in der Atemtherapie. Andreas Schmitt ist 51 Jahre alt und kommt aus Saarbrücken. Zusätzlich zu seiner Halbtagsstelle im CaritasKlinikum hat er noch eine eigene Praxis. „Es ist eine wertvolle und vielseitige Arbeit. Das schönste ist, dass man die Erfolge sieht, wenn man ein paar Tage hintereinander mit den Patienten arbeitet.“ Sei Ziel ist es, gemeinsam mit den Patienten Strategien zu entwickeln, um besser mit der Erkrankung umgehen zu können und den Alltag besser zu bewältigen. „Viele unserer Patienten müssen den Atemrhythmus erst wieder richtig lernen, zum Beispiel muss das Ausatmen wesentlich länger sein als das Einatmen.“

Je nach Krankheitsbild können verschiedene Hilfsmittel zum Einsatz kommen, zum Beispiel der Mediflow. Florian Schindler zeigt, wie mit gezieltem Ein- und Ausatmen ein Ball zum Schweben gebracht werden kann. „Mit solchen Geräten können wir üben und sie den Patienten dann mit nach Hause geben“, erklärt er.

Die Einstellung von eigenen Physiotherapeuten war ein Baustein bei der Etablierung der Klinik für Pneumologie als eigene Hauptfachabteilung zum 1. April dieses Jahres. Laut Chefarzt Dr. Constantin Marcu ist „Bewegung die beste Pille bei Lungenerkrankungen und die Physiotherapie ist eine extrem wichtige Komponente in der interdisziplinären Komplexbehandlung“. Florian Schindler und Andreas Schmitt sehen sich daher auch als Unterstützer der Ärzte und Pflegekräfte: „Auf der Station sind wir ein Teil vom Team, ein Baustein im Gesamtprozess. Manchmal hilft es schon, den Patienten einfach nur aufzurichten und an die Bettkante zu bringen – dann kann man schon ganz anders atmen.“