Seit 2013 ist er eine Institution im CaritasKlinikum Saarbrücken – er ist da, wenn man ihn braucht, er hört zu, er hilft und ist stets ansprechbar für die Sorgen und Nöte der Patienten und Mitarbeiter. Jetzt geht Klinikpfarrer und Seelsorger Erwin Graus in den Ruhestand.
Der 68-Jährige wuchs in einer katholischen Familie auf. Als er 18 Jahre alt ist, verstirbt sein Großvater. „Er hatte ein tiefes Gottvertrauen und hat mich dazu angerührt, mich selbst auf die Suche zu begeben“, erinnert sich Erwin Graus zurück. Er studierte Theologie in Trier, Paris und Würzburg. „Aber das, was ich wirklich gesucht habe, habe ich erst in tiefergehenden Exerzitien und im Schweigen gefunden“. Graus arbeitete als Priester in Saarbrücken und Dudweiler und ging mit Anfang 30 das erste Mal für fünf Jahre nach Bolivien – ein Land, in das er immer wieder zurückkehrte und bis 2013 Gemeinden aufbaute.
Nach seiner Rückkehr begann Erwin Graus seine Stellung im CaritasKlinikum Saarbrücken. Seinen Kollegen, Pastoralreferent Hermann-Josef Mayers kannte er bereits aus seiner Jugend: „Dadurch hatte ich einen Anknüpfungspunkt. Im Laufe der Jahre ist eine echte Gemeinschaft entstanden, von Mitarbeitenden, von Ehrenamtlichen, von der Gemeinde. Die Arbeit im Team ist mir wichtig und die Gottesdienstgemeinde war für mich eine große Stütze.“
Die Einzel-Seelsorge, die in einem Krankenhaus geleistet wird, bedeutet für den Pfarrer einen anderen, spezifischeren Zugang: „Unser Leitmotiv ist der Dienst am Menschen – ihm das zu geben, was er oder sie im jeweiligen Augenblick braucht: Lebensraum zu öffnen, Hoffnung zu schenken.“ Er betrachtet seine Arbeit als „gleichzeitig drinnen und draußen: drinnen, weil ich eingebunden war in verschiedene Dienste des Krankenhauses und draußen, weil ich keine behandelnde Aufgabe hatte, weil ich mir Zeit nehmen konnte. Menschen in Krisen brauchen ein menschliches Gegenüber, das sich Zeit nimmt und mit Aufmerksamkeit und Empathie begegnet. Diese Zeit in der Einzelseelsorge ist ein Geschenk.“
Den Menschen als Ganzes sehen, nicht nur mit seiner Leides- und Krankengeschichte, sondern in seiner Gesamtheit mit Gefühlen, Ängsten und Nöten – das konnte Erwin Graus. Dafür wurde er geschätzt, von Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichermaßen. „Die Begegnungen sind das wahrlich wertvolle an meinem Beruf“, fasst er zusammen. „Meine liebste Zeit war immer an den Abenden oder am Wochenende, wenn es ruhiger wurde in der Klinik. Dann gab es Raum für gute Gespräche und wertvollen Austausch.“
Mit dem Ruhestand verändert sich nun die Aufgabe von Erwin Graus. „Ich bin jetzt erstmal aus den Pflichten raus und kann es langsamer angehen. Aber ich werde auch weiterhin Gottesdienste halten und will nochmal für mehrere Monate nach Bolivien gehen. Die Fäden und Freundschaften dort sind nie abgerissen. Ich will meine letzte Energie sinnvoll einsetzen. Meine Aufgabe bleibt – sie endet nicht mit der Rente.“
Die Klinikumsleitung und das gesamte Team des CaritasKlinikums danken Pfarrer Erwin Graus von Herzen für seine Arbeit, seinen Einsatz und seine Menschlichkeit.
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