03.08.2021

Haut an Haut – Kuscheln mit Mama und Papa

Stillen, Känguruhing, Bonding – viel mehr als nur direkter Hautkontakt

Monatelang haben sich Christina und Robert aus Tholey vorgestellt, wie es sein wird ihr erstes Kind in den Armen zu halten und mit ihm zu kuscheln. Nun wissen sie es! Ihr Sohn Oliver wurde vor drei Tagen geboren.
Bei seiner Geburt wog Oliver, bei einer Größe von 45 Zentimetern, gerade mal 1790 Gramm. „Bei Oliver ist kaum Unterhautfettgewebe vorhanden, daher kann er seine Körpertemperatur noch nicht alleine halten“, sagt die erfahrene Kinderkrankenschwester und Stillexpertin, Kerstin Remmel. „Seit er auf der Welt ist kuschelt Oliver fast den ganzen Tag Haut-an-Haut mit seinen Eltern. Das hat viele Vorteile. So lernen sich die drei kennen und die Körpertemperatur von Oliver bleibt stabil. Neugeborene, die intensiv mit ihren Eltern kuscheln haben bessere Vitalwerte und weinen erfahrungsgemäß weniger. Weiterhin entwickelt sich dadurch eine harmonische Stillbeziehung.“


Um die ersten Tage gemeinsam zu verbringen, hat sich die Familie für ein Familienzimmer auf der Mutter-Kind-Station entschieden. „Es ist wunderbar, dass wir die ersten Tage gemeinsam genießen können“, sagt Papa Robert. „Ich empfinde diese Zeit gerade als äußert befriedigend und notwendig. Für mich ist es besonders schön, dass ich so eine intensive Bindung zu ihm aufbauen kann und wir ihm gemeinsam alles geben, was er braucht. Außerdem kann ich so Christina unterstützen.“


Der frischgebackene Papa genießt das Haut-an-Haut-Kuscheln mit Oliver sichtlich. Der Kleine liegt nackt, nur mit einer Windel bekleidet und einem Tuch zugedeckt, friedlich schlafend auf seinem Vater. Robert kann kaum die Augen von ihm abwenden und hat seine Hände schützend auf ihn gelegt. Mama Christina nutzt die Zeit um Muttermilch abzupumpen, denn in Kürze ist es wieder soweit und Oliver signalisiert, dass er Hunger hat. „Wir erkennen schon, dass er bald wieder gestillt werden möchte“, sagt Mama Christina. „Er zieht dann den Mund zusammen, schmatzt und kurze Zeit später öffnet er die Augen.“


Für Christina war klar: ‚ich will stillen!‘. Doch das war anfangs gar nicht so leicht, denn sie hatte nicht genug Milch. „Kerstin, die Stillexpertin, hat mit uns verschiedene Alternativen besprochen“ berichtet Christina. „Wir empfanden die Option ‚Ernährungssonde in Kombination mit dem Anlegen an die Brust‘ als die beste Wahl.“ Über eine Ernährungssonde, die über die Nase in den Magen reicht, bekommt Oliver zusätzlich die abgepumpte Muttermilch und kann dabei ungehindert an der Brust seiner Mutter saugen. Durch das kontinuierliche Anlegen und Nuckeln wurde bei Christina die Milchbildung angeregt und bereits nach weniger als 48 Stunden war ausreichend Muttermilch vorhanden. „Oliver entwickelt sich hervorragend. Die letzte Screening-Kontrolle hat gezeigt, dass seine Werte sehr gut sind und er in den ersten Lebenstagen kaum Gewicht verloren hat“, berichtet Kerstin Remmel. „Gerade mal 40 Gramm, das ist fast nichts und macht mich sehr stolz. Es ist völlig normal, dass Neugeborene in den ersten Tagen bis zu zehn Prozent ihres Geburtsgewichtes verlieren.“ Die Stillexpertin erklärt weiter: „Der ausgiebige Körperkontakt, die zärtlichen Berührungen und das gegenseitige aneinander Riechen führt dazu, dass das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird, was den Bindungsaufbau fördert. Auch kommen die Mütter deutlich besser in die Milchbildung und die Milch schießt dadurch auch nicht explosionsartig in die Brust.“

 


Kerstin Remmel ist selbst Mutter von zwei Söhnen, die sie damals auch voll gestillt hat. Seit fast 30 Jahren unterstützt die ausgebildete Stillexpertin frischgebackene Mütter. Derzeit absolviert sie eine berufsbegleitende Fortbildung zur IBCLC-Expertin, die sie im September abschließt. IBCLC ‚International Board Certified Lactation Consultant‘ ist der international geschützte Titel für examinierte Still- und Laktationsberaterinnen.


Auch Christina ist glücklich, dass Robert rund um die Uhr bei ihr und Oliver sein kann. Vor drei Wochen kam sie in der 35. Schwangerschaftswoche unerwartet stationär ins CaritasKlinikum. „Die Ungewissheit - wann Oliver kommt - hat mich emotional belastet, doch ich wurde von allen hier sehr gut beraten und betreut. Meine Sorgen und Ängste wurden dadurch deutlich weniger. Alle haben es für uns so angenehm wie nur möglich gestaltet und ich habe mich über jeden Tag gefreut, den Oliver länger in meinem Bauch bleiben konnte.“
Am 20. Juli um 13:02 Uhr war es dann soweit. Oliver erblickte per Kaiserschnitt das Licht der Welt. „Nach der kurzen Erstversorgung haben sie mir Oliver nackt auf meinen Oberkörper gelegt“, erzählt Robert. „Es war unbeschreiblich schön beim Känguruhing seinen Herzschlag und seine Haut auf meiner zu spüren, so haben wir auf Christina gewartet.“ „Als ich fit genug war, haben sie mich mit dem Bett ins Kinderzimmer gefahren und wir waren wieder vereint“, sagt Christina. Zur kontinuierlichen Versorgung mit Wärme verbrachte Oliver die erste Nacht im Inkubator auf der Neonatologie. Bereits am nächsten Morgen durfte er mit einem eigenen Wärmebett ins gemeinsame Familienzimmer einziehen. Seither kuscheln und schmusen die frischgebackenen Eltern fast rund um die Uhr mit Oliver. Nur nachts liegt er auf der erwärmten Matratze, so können seine Eltern auch mal Kraft tanken und einige Stunden schlafen. „Er ruht in sich selbst und vertraut uns voll und ganz“, erzählt Robert.


„Mich begeistert immer wieder aufs Neue, wozu der Körper einer Frau imstande ist. Christina und Robert sind ein eingespieltes Team und für mich ein Paradebeispiel. Ich bin sehr stolz auf die beiden und jedes Mal begeistert, wenn ich zu ihnen ins Zimmer komme“, erzählt Kerstin Remmel.


„Stillen, Känguruhing und Bonding haben eine therapeutische Wirkung und sind mehr als nur direkter Hautkontakt zu den Eltern. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit Mütter auf ihrem individuellen Weg anzuleiten und zu begleiten. Sobald Oliver keine Magensonde mehr braucht und er alleine seine Körpertemperatur halten kann, dürfen sie nach Hause“, so die Stillexpertin abschließend.

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