Gewalt in der Pflege ist ein Thema, das seit Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt. Über die Hälfte aller Pflegekräfte haben im Verlauf ihrer beruflichen Tätigkeit bereits körperliche Gewalt wie Schlagen, schubsen, treten oder spucken erlebt. Aber auch Beleidigungen und Beschimpfungen sind keine Seltenheit. „Egal ob verbale oder körperliche Gewalt – es ist ein großes, ein wichtiges Thema, das leider in Krankenhäusern oft zu wenig Beachtung findet. Dabei können die Folgen für die Betroffenen verheerend sein“, sagt Maik Burgardt. Der 38-Jährige ist seit drei Jahren im CaritasKlinikum Saarbrücken beschäftigt und hat sich dem Deeskalationsmanagement verschrieben.
Dieses besteht aus mehreren Stufen. Jeden Monat bietet Maik Burgardt Schulungen zu Deeskalationstechniken im professionellen Umgang mit Gewalt und Aggressionen an. „Es muss gar nicht erst zu gewaltsamen Situationen kommen“, sagt der Deeskalationsmanagement-Beauftragte, der zunächst in der Psychiatrie arbeitete und sich dort im Umgang mit herausfordernden Situationen weiterbildete. „Es ist wichtig zu verstehen, dass wir in unserer Position als Pflegekraft per se bereits Auslöser für herausforderndes Verhalten sein können. Die Rahmenbedingungen, das Umfeld, die veränderten Tagesabläufe in Bezug auf Schlaf und essen – all das begünstigt ein solches Verhalten. Dann ist es wichtig innezuhalten und sich in die Situation des Patienten hinein zu versetzen, zu verstehen, was in ihm vorgeht und auf seine individuelle Situation und Emotionen einzugehen.“ In der zweitägigen Schulung werden Situationen trainiert, wie mit Stressreaktionen umgegangen werden kann.
Doch in einer für Patienten ungewohnten Situation eines Krankenhausaufenthalts, oft verbunden mit Wartezeiten, teilweise missverständlicher Kommunikation, Ängsten und Schmerzen komme es immer wieder zu verbalen oder körperlichen Übergriffen – oft als Frustabbau oder als Ausdruck von Angst und Verzweiflung. Maik Burgardt macht klar: „Jeder sollte sich die Frage stellen ‚was steckt dahinter?‘ und deutlich vor Augen führen, dass man nicht persönlich gemeint ist, sondern der Patient mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Diese Abgrenzung ist nicht immer leicht und die individuellen Grenzen und Hemmschwellen sind natürlich ganz unterschiedlich.“
Wenn es zu einem Vorfall kommt, ist Maik Burgardt als Kollegialer Ersthelfer direkt zur Stelle. „Wenn jemand traumatisierende Erlebnisse hat, ist es meine Aufgabe herauszufinden, was derjenige in der Situation braucht, zu schauen, ob es Anzeichen für ein Trauma gibt und ihnen zu zeigen, wie sie mit der Situation umgehen können. Die erste Phase nach einem Ereignis ist besonders wichtig, deshalb sollten Betroffene nicht zögern, sich schnell Unterstützung zu holen.“ Burgardt arbeitet mit externen Trauma-Therapeuten zusammen, die helfen können, das Erlebte besser zu verarbeiten.
Ein weiteres Angebot an seine Kolleginnen und Kollegen des CaritasKlinikums ist eine Fortbildung in systemischer Gesprächsführung. „Jeder kann lernen, Gespräche anders zu führen“, sagt der Experte und gibt ein Beispiel: „Im Krankenhausalltag fällt oft der Satz ‚Ich komme gleich‘. Das ist aber für den Patienten schwer greifbar und führt zwangsläufig zu Frust und Enttäuschung.“ Auch das Thema Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne Folgeschädigungen zu überstehen, steht auf der Tagesordnung: „Wir sind viel zu selten mit uns selbst in Kontakt und reflektieren unsere derzeitige Situation. Das kann aber helfen, um präventive Schritte einzuleiten, bevor es zu einer Überforderung oder gar zum Burnout kommt.“
Mit dem Deeskalationsmanagement hat das CaritasKlinikum Saarbrücken einen wichtigen Schritt gemacht zum Schutz der Mitarbeiter rund um das Thema „Prävention gegen Gewalt und Aggression“ im Klinikum. Trainer Maik Burgardt ist überzeugt: „Krankenhäuser können ihre Mitarbeiter schützen, wenn sie ihr Personal entsprechend im Umgang mit herausforderndem Verhalten qualifizieren. In der Krise und nach der Krise.“
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