09.06.2022

„Die Nase entscheidet“

Tanja Ladwein ist Expertin für Aromapflege im CaritasKlinikum Saarbrücken und ist fasziniert von der Welt der Düfte

Vanille bei Stress – Lavendel bei Angst und Unruhe – Grapefruit bei Appetitlosigkeit: Tanja Ladwein hat für jede Beschwerde einen passenden Duft zur Hand. Die 47-Jährige ist Expertin für Aromapflege und ihre Dienste sind inzwischen aus dem Alltag des CaritasKlinikums Saarbrücken nicht mehr wegzudenken.


Eigentlich ist Tanja Ladwein gelernte Krankenschwester. Nach ihrer Ausbildung, einigen Jahren Berufserfahrung und Weiterbildung im Bereich Palliative Care kam sie vor 20 Jahren – am 1. April 2002 ins CaritasKlinikum Saarbrücken. „Damals eröffnete hier gerade die Klinik für Palliativmedizin und ich war von Anfang an dabei und habe sie mit aufgebaut.“ Die Leidenschaft für Düfte kam dann vor etwa sieben Jahren. „Eine Kollegin hatte sich für eine Fortbildung zur Aromapflege angemeldet und gefragt ob jemand mitkommen möchte“, erinnert sich Tanja Ladwein. „Da sich so viele gemeldet haben, haben wir gelost – und ich hatte Glück. Ich war von Anfang an total fasziniert von der Welt der Düfte und Aromen.“


Die Ausbildung zur Expertin für Aromapflege war allerdings sehr umfangreich und für die junge Mutter nicht direkt umsetzbar, „aber es hat mich nicht mehr losgelassen und als sie ein paar Jahre später von einer Schule im Hunsrück erfuhr, die die Ausbildung anbietet, meldete ich mich sofort an.“


Die Faszination besteht für Tanja Ladwein besonders darin, dass mit Düften ein Zugang zu Menschen erreicht werden kann, der auf anderem Wege nicht möglich wäre. „Es ist manchmal erstaunlich, was man alles bewirken kann. Mit Düften kann man im Medizinalltag eines Krankenhauses ein Stück Natürlichkeit bewahren; sie sind mit Emotionen verbunden und wirken immer körperlich und seelisch. Gerade auf der Palliativstation oder in der Geriatrie, wenn man mit sterbenden oder dementen Menschen zu tun hat, kommt man manchmal mit Erklärungen nicht weit. Die Mundpflege ist zum Beispiel für viele Patienten unangenehm – wenn man dann aber mit einer Mund-Spülung mit Honig und Orange kommt, sind manche eher bereit den Mund aufzumachen.“ Wenn immer es möglich ist, lässt die Aromaexpertin die Betroffenen mitentscheiden, was sie gerne riechen: „Da ist es hilfreich, wenn man etwas von der Lebensgeschichte weiß, zum Beispiel ob der Patient Jäger oder Gärtner war. Manchmal kann man es auch vom Gesicht ablesen, ab jemand positiv oder negativ auf einen Duft reagiert.“


Tanja Ladwein freut sich sehr, dass ihr Engagement im Haus gut angenommen wurde und ihr von der Klinikleitung und den Abteilungen viel Wertschätzung entgegengebracht wird. „Ich habe mir immer mehr Öle angeschafft und mein erstes Köfferchen wurde schnell zu klein. Inzwischen habe ich einen gut ausgestatteten Rollwagen, mit dem ich in der ganzen Klinik unterwegs bin.“ Seit 2018 gibt sie auch Fortbildungen für interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für jede Station werden nach und nach ausführliche Pläne geschrieben sowie Kurzanleitungen auf kleinen Karten, die jeder Mitarbeiter in seinem Kittel ständig bei sich führen kann. In Schulungen werden die Mitarbeiter dann eingewiesen, wie die einzelnen Symptome mit Gerüchen gemindert werden können. „Mein Ziel ist es, irgendwann alle Stationen mit entsprechenden Köfferchen auszustatten. Ich wünsche mir auch einen festen Arbeitskreis mit Personen aus allen Abteilungen, um Evaluationen durchzuführen und Neuerungen zu teilen.“


Auch sie selbst bildet sich ständig weiter – aktuell im Bereich Pflanzenheilkunde. „Es ist wahnsinnig spannend, den Zusammenhang von Pflanzen und deren Wirkung zu verstehen. Früher waren Blumen einfach nur schön, jetzt weiß ich auch, was sie bedeuten und auslösen können. Auch meinen eigenen Garten lege ich jetzt viel bewusster an.“ Als ausgesprochener Familienmensch verbringt Tanja Ladwein gern Zeit mit ihren Kindern, die inzwischen 12 und 17 Jahre alt sind. „Und ich möchte auch meinen Garten genießen können, in den ich viel Arbeit investiere“, sagt sie. Um ihre Familie und ihr Engagement in der Aromapflege besser mit dem Arbeitsalltag vereinbaren zu können, war es vor einem Jahr auch beruflich Zeit für Veränderung: „Ich hatte schon länger überlegt, nach so vielen Jahren auf der Palliativstation mal etwas Neues auszuprobieren.“ Die Krankenschwester ist jetzt im klinikinternen Springerpool tätig. „Ich schreibe meinen Dienstplan selbst und werde dann dementsprechend den Stationen zugewiesen, wo gerade Bedarf besteht“, erklärt Tanja Ladwein. „Ich lerne unglaublich viel dazu und kann meine Arbeit als Aromaexpertin besser planen.“


Befriedigung und Erfüllung empfindet die 47-Jährige, wenn sie positive Rückmeldungen von Patienten und Angehörigen erfährt. Denn nicht nur zur Minderung von Krankheitssymptomen können ätherische Öle eingesetzt werden – auch zum Beispiel im Trauerprozess bei Versterben eines geliebten Menschen. Oder bei Stresssituationen, die im Klinikalltag bei Beschäftigten immer wieder auftauchen. „Man kann auch für sich selbst viel tun“, wirbt Tanja Ladwein für die Vorzüge der Aromapflege. „Das ist etwas ganz Individuelles – da gibt es kein Patentrezept. Die Nase entscheidet.“


Ihre eigenen Lieblingsdüfte sind Grapefruit, Sandelholz und Lavendel. „Mein größter Traum ist es, einmal in die Provence zu fahren um zu sehen, wie Lavendel destilliert wird“, verrät Tanja Ladwein. Im Kleinen kann sie sich diesen Traum bald erfüllen: Eine Teilnehmerin aus einem Palliative Care Kurs destilliert selbst Rosenöl. „Ich habe sie einfach drauf angesprochen und gefragt, ob ich sie besuchen und ihr dabei zuschauen darf. Da freue ich mich schon riesig drauf.“

 

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