Fehlgeburten, Todgeburten oder ein Versterben kurz nach der Geburt – das sind Themen, die lange Zeit ein großes Tabu waren und es zum Teil immer noch sind. „Sternenkinder“ werden diese Kinder genannt – seit den neunziger Jahren werden die Familien in dieser schweren Lebensphase am CaritasKlinikum Saarbrücken professionell begleitet.
Die Betreuung von trauernden Eltern und Geschwisterkinder ist seit jeher fester Bestandteil des Berufsbildes von Hebammen. Eingang in die Standardabläufe des CaritasKlinikums Saarbrücken fand diese Betreuung bereits ab der Mitte der neunziger Jahre mit dem Projekt „Sternenkinder“. Daraus entwickelte sich bis heute eine Vernetzung vieler Fachbereiche wie Kreißsaal, Gynäkologie, Mutter- Kind-Station, OP- und Anästhesieteam, Seelsorge, Pathologie – bis hin zu den Bestattern.
Das Projekt „Sternenkinder“ initiierte Hebamme Katharina Purbst zusammen mit der Klinikseelsorge in den neunziger Jahren, sie ist seitdem Koordinatorin des Projekts. Im Frühjahr 1998 konnte mit dem damaligen Klinikpfarrer Alois Welter die erste Beisetzung auf dem Waldfriedhof in Burbach stattfinden. Diese Trauerfeier findet seitdem mehrmals im Jahr statt – auch hier steht Hebamme Katharina Purbst neben der Klinikseelsorge den Familien zur Seite.
Für eine akute Trauerbewältigung bietet das Projekt „Sternenkinder“ auch eine telefonische Notfallbetreuung an, oft, weil angesichts der Trauer und des Leids der Betroffenen das Umfeld mit Sprachlosigkeit und Hilfslosigkeit reagiert. Auch die Angehörigen und Geschwisterkinder werden selbstverständlich in den Prozess eingebunden.
Die Betreuung beginnt allerdings schon bei der Aufnahme der Mutter in die Klinik. Ein geschultes Team an Hebammen, Ärzten, Krankenschwestern und Seelsorgern begleitet während der Schwangerschaft, der stillen Geburt, aber auch in der Nachsorge oder in einer Folgeschwangerschaft, unterstützt außerdem mit Informationsmappen zu professionellen Hilfsangeboten. Vom Kreißsaalteam bekommen die Eltern darüber hinaus Andenken und Erinnerungsstücke an ihr Kind: schöne Bilder ihres Kindes, Abdrücke von Händen und Füßen, selbst genähte Kleidung, gestrickte Mützen und Decken. Sogar ein selbst genähtes Taufkleid steht zur Verfügung. Einen großen Wert legt das Kreißsaalteam darauf, dass im Familienzimmer genügend Zeit und Privatsphäre zur Verabschiedung bleibt. Wichtig für viele Eltern ist auch eine Geburtsbescheinigung, mit der das Kind beim Standesamt ins Stammbuch aufgenommen werden kann.
Zum professionellen Umgang mit Sternenkindern gehört auch die Beachtung und Umsetzung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese gesellschaftspolitisch hoch sensible Rechtsmaterie ist immer auch Ausdruck sich ändernder gesellschaftlicher Normen. So besteht im Saarland seit 2021 eine Bestattungspflicht für Kinder unter 500 Gramm Geburtsgewicht durch die Kliniken, falls die Eltern keine eigene Bestattung wünschen.
Das Projekt „Sternenkinder“ des CaritasKlinikums Saarbrücken war also wirklich eines der Vorreiter auf diesem Gebiet. Die umfangreich ausgearbeiteten Standards des CaritasKlinikums garantieren so neben der persönlichen Betreuung auch einen rechtskonformen Umgang in diesem sensiblen Umfeld. „Sternenkinder sind zwar oft noch ein Tabu in unserer Gesellschaft“, resümiert Hebamme Katharina nach fast 30 Jahren Engagement für die Familien der Sternenkinder. „Aber ich bin mir sicher, dass wir den Familien durch eine einfühlsame Begleitung ein Stück weit helfen können, die Trauer zu
verarbeiten.“
Im Juni besichtigten Mitglieder des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung der cts den Kreißsaal und informierten sich auch über die Arbeit mit Familien von Sternenkindern.
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