02.07.2023

„Das Ehrenamt bereichert mein Leben“

Irmtraud Lang arbeitet seit 15 Jahren ehrenamtlich auf der Palliativstation des CaritasKlinikums Saarbrücken
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Als im Februar ein Brief vom Bundespräsidialamt in ihrem Briefkasten lag, hat Irmtraud Lang gestutzt. „Ich dachte kurz: Was hab‘ ich jetzt verbrochen?“, erzählt die 61-Jährige und muss aber direkt schmunzeln. Als sie den Brief öffnete, war dann die Überraschung groß: Irmtraud Lang war für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, gibt sie zu.


Dabei engagiert sich die Friedrichsthalerin schon fast ihr ganzes Leben ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen: „Das gehörte in meiner Familie einfach dazu. Wir waren eng mit der Kirche verbunden und ich wurde so aufgezogen, dass man sich innerhalb der Gemeinschaft gegenseitig hilft und unterstützt. Als meine eigenen Kinder zur Kommunion gegangen sind, habe ich angefangen mit Jugendarbeit – und bin über 15 Jahre dabeigeblieben.“


Als ihre Mutter 2004 an Krebs erkrankte, war es für Irmtraud Lang selbstverständlich, sie zu pflegen und zu begleiten und bis zum Schluss zuhause zu versorgen. „Sie wollte eigentlich nie im Krankenhaus übernachten, also habe ich sie immer nur für die notwendigen Untersuchungen und Behandlungen gebracht und im Anschluss wieder heimgenommen“, blickt sie zurück. „Das war schon sehr kraftaufwändig.“ Die Blutgaben in der Klinik für Palliativmedizin im CaritasKlinikum dauerten immer zwei bis drei Tage. „Während dieser Zeit habe ich die Station und das Team kennen und schätzen gelernt. Ein guter Freund war bereits ehrenamtlich auf der Station tätig. Und als meine Mutter dann 2006 verstarb, stand für mich fest, dass ich mich auch weiterhin ehrenamtlich hier engagieren möchte.“


Zunächst machte Irmtraud Lang eine umfangreiche Schulung, da der Umgang mit Patienten in der letzten Lebensphase spezielles Wissen und viel Einfühlungsvermögen verlangen. „Als Ehrenamtliche schenken wir in erster Linie Zeit – Zeit um zuzuhören, vorzulesen oder einfach nur Trost zu spenden“, berichtet Irmtraud Lang von der Tätigkeit. „Bei schönem Wetter gehen wir auch mal raus. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bedürfnisse. Wir führen mit den Patienten oft sehr intensive Gespräche. Natürlich haben wir auch für die Angehörigen ein offenes Ohr.“ Durch ihre Arbeit, so sagt sie, habe sie viel gelernt fürs Leben und kann mit vielen Dingen jetzt besser umgehen: „Der Tod gehört zum Leben, genauso wie der Schmerz zum Glück gehört und das Weinen zum Lachen. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Durch die Zeit, die man schenkt, bekommt man auch viel zurück.“


Auch untereinander sei der Kontakt bei den Ehrenamtlichen gut und der Zusammenhalt groß, erzählt Irmtraud Lang: „Man schließt Freundschaften und unterstützt sich gegenseitig in Freud und Leid.“ Als während der Corona-Pandemie keine Besuche auf der Station möglich waren, gab es trotzdem telefonischen Austausch und es wurde versucht, allerlei von außerhalb zu organisieren, um die Station zu unterstützen. Beispielsweise hat Irmtraud Lang gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen Advents-Dekoration gebastelt und eine musikalische Lesung organisiert, die dann in die Patienten-Zimmer übertragen wurde.


Über die Arbeit auf der Palliativstation kam sie zum Ehrenamt im Kinderhospiz und begleitete über viele Jahre eine junge Frau bis zu ihrem Tod. „Der Kontakt zur Familie des Mädchens besteht bis zum heutigen Tag.“ Bereits während der Erkrankung ihrer Mutter hatte Irmtraud Lang einen Pflegekurs bei einer Sozialstation besucht und auch diesmal beschränkte sich ihre Tätigkeit nicht nur auf Besuche und Gespräche, sondern sie half aktiv bei Alltag und Pflege mit. „Der Tod der jungen Frau hat mich tief bewegt und ich habe oft an Gott gezweifelt“, gibt sie zu.


Seit 2018 arbeitet die umtriebige 61-Jährige auch am Empfang des CaritasKlinikums. „Es ist teilweise sehr anstrengend, denn man muss vielen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Aber es ist auch vielseitig und ich arbeite einfach gern mit Menschen zusammen. Gerade die Corona-Zeit war besonders schwierig, erinnert sich Irmtraud Lang: „Wenn die Angehörigen teilweise nicht in die Klinik durften, habe ich mir teilweise viel Zeit genommen, um am Telefon ausführliche Gespräche zu führen. Man musste sehr sensibel vorgehen – da war Einfühlsamkeit und Mitmenschlichkeit gefragt.“


Inzwischen hat Irmtraud Lang auch eine andere wichtige Aufgabe, die ihre Zeit in Anspruch nimmt: Sie ist dreifache Oma. Und sie widmet sich auch ihren vielseitigen anderen Hobbies, zum Beispiel der Malerei oder der Musik, die sie ebenfalls schon ihr gesamtes Leben begleitet: 25 Jahre engagierte sie sich bei der Formation Chorwurm und über zehn Jahre im Kirchenchor. Nachdem ihre Mutter gestorben war, machte Irmtraud Lang 2006 eine Ausbildung zur Entspannungspädagogin. „Ich wollte für mich selbst lernen, besser mit schwierigen Situationen umzugehen“, erzählt sie. Aber wie es ihrem Naturell entspricht, gab sie ihr Wissen und ihre Techniken auch gerne weiter und bot Kurse an.


Trotz ihres Engagements hat Irmtraud Lang zunächst gezögert, den Vorschlag für das Bundesverdienstkreuz anzunehmen. „Ich dachte: das ist doch nicht nötig, das mache ich doch alles gerne“, gesteht sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Meine Töchter hat mich dann aber überredet. Das Ehrenamt gehört zu meinem Leben und hat mein Leben bereichert. Es war für mich auch ein Weg, für das Ehrenamt zu werben.“ Die Ehrung fand am 9. März in Völklingen statt. Noch liegen Kreuz und Anstecknadel im Wohnzimmer: „Ich weiß noch nicht, wo der endgültige Platz sein wird, aber ich überlege mir noch einen schönen Ort.“

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